Wie stehts um den bäuerlichen Wald im Voralpenland?

Die neugewählten Vorsitzenden der „Landesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft, Wald und ländliche Entwicklung“ der Bayerischen Grünen, meine Landtagskollegin Gisela Sengl und Förster Gerhard Waas, hatten am 21. Mai 2022 zu einem ersten Präsenztreffen eingeladen. Verknüpft mit einer Führung durch den bäuerlichen Wald im Bereich Schaftlach im Landkreis Miesbach. Als forst- und jagdpolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion nahm ich ebenfalls teil.

Mit interessiertem Publikum und kompetenter Führung im Schaftlacher Wald

Die Führung übernahmen die Gemeinde- und Kreisräte Gerhard Waas und Robert Wiechmann, beide als Förster langjährig Aktive im LAG-Unterarbeitskreis AG Wald. Sie zeigten dem bunt gemischten Publikum vor Ort, dass die bäuerlichen Waldbesitzer im Voralpenland es verstanden haben, ihre Wälder auf den Moränenböden der Würmeiszeit generationengerecht und nachhaltig zu bewirtschaften. Entstanden sind dabei gemischte, gestufte und gut strukturierte Wälder, die genauso verschieden sind, wie ihre Besitzer.

Am Beispiel plenterartig genutzter Mischbestände verdeutlichten die beiden Förster zunächst die Vorzüge der naturnahen, multifunktionalen Forstwirtschaft. Hier wird nicht nur wertvolles Starkholz erzeugt, hier finden auch alle heimischen Waldbewohner wertvollen Lebensraum.

Am Beispiel unterschiedlich intensiv genutzter Nadelreinbestände wiederum diskutierten die Teilnehmer*innen, wie der Waldumbau hin zu klimatoleranten Mischwäldern durch waldangepasste Jagd, Waldpflege, Holznutzung und natürlicher Verjüngung der Baumarten auf großer Fläche funktionieren kann. Im Exkursionsgebiet auch für jeden Laien erkennbar: Die klimatolerante Weißtanne, die Buche, Bergahorn und Fichte verjüngen sich reichlich und bilden die nächste Waldgeneration. Ganz ohne Zäune und Plastikclips.

Unser gemeinsames Fazit:  

  • Über 700.000 privaten Waldbesitzern gehören 54 Prozent der Waldfläche in Bayern, die ein Drittel unserer Landesfläche bedecken. Wer im Wald wirken will, muss die Menschen überzeugen können, die den Wald bewirtschaften und vom Wald leben.
  • Der Wald ist Opfer des Klimawandels. Der Umbau des Waldes hin zu klimatolerantem Mischwald muss zentrale staatliche Aufgabe sein und die gesetzliche Vorgabe „Wald vor Wild“ muss endlich konsequent umgesetzt werden.
  • Die Waldeigentümer und ihre Selbsthilfeorganisationen brauchen mehr Unterstützung durch Beratungsangebote und Förderprogramme von Land und Bund.
  • Holz ist unser wichtigster nachwachsender Rohstoff. Auf die Lebensdauer des Produkts speichert ein Festmeter Holz eine Tonne CO2. Mit der verstärkten Verwendung des Baustoffs Holz kann ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Wir brauchen endlich klare Vorgaben für mehr Holzeinsatz in Bayern!
  • Eine möglichst naturnahe Waldbewirtschaftung ist für den Artenschutz ebenso wichtig wie die Ausweisung einzelner Schutzgebiete. Das „Vertragsschutzprogramm Wald“ enthält viele positive Steuerungselemente, muss weniger bürokratisch werden.