Am 5. Mai besuchte ich zusammen mit meinem Fraktionskollegen und Sprecher für Digitalisierung, Benjamin Adjey, und dem örtlichen Gemeinde- und Kreisrat der Grünen, Robert Wiechmann, die Firma Avery Zweckform in Oberlaindern/Valley bei Holzkirchen. Die Firma Zweckform hat das berühmte Selbstklebeetikett vor 75 Jahren quasi erfunden. Heute ist Avery Zweckform ein mittelständisches Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitenden und zugleich Teil eines internationalen Konzerns, der Marktführer in diesem Segment ist. Die Grüne Fraktion im Bayerischen Landtag beschäftigt sich im 1. Halbjahr 2022 schwerpunktmäßig mit regionaler Wirtschaftspolitik. Wir haben deshalb die Ergebnisse der Fraktionsklausur „Innovationstreiberin Industrie – Mit Weitblick in eine klimaneutrale Zukunft“ an die Geschäftsleitung überreicht.

Bei der Betriebsbesichtigung fiel uns der hohe Automatisierungsgrad auf, vor allem beim Digitaldruck. Aber nur so sei es möglich, selbst Kleinstaufträge, z.B. im Internet bestellte individuell gestaltete Etiketten, rentabel zu vermarkten, erläuterte Michael Wilkes, Head of Production & Planning, bei der Führung durch die Produktions- und Lagerhallen. Das anschließende Gespräch mit Peter Sperl, dem Geschäftsführer von Avery Zweckform für Zentral-, Nord- und Osteuropa, empfand ich als sehr angenehm und konstruktiv. Es drehte sich insbesondere um das Thema Mobilität. Das größte Problem sei die so genannte „letzte Meile“ vom Bahnhof Holzkirchen zum Standort Oberlaindern, sagte Sperl. Die Busverbindung zum Unternehmensstandort ist nicht attraktiv, weshalb der Mitarbeiter*innen-Pendelverkehr für den größten Teil des CO2-Ausstosses des Unternehmens verantwortlich sei, bedauerte er. Ferner plage das Unternehmen ein enormer Fachkraftmangel, vor allem im IT-Bereich, weil München mit seinen Global Playern wie Google, Amazon und Microsoft das Personal abziehe. Die explodierten Wohnungspreise in der Region verschärften das Problem. Infolge der aktuellen Energiekrise würden sich die Energiekosten voraussichtlich um 400.000 Euro erhöhen, was leider auf die Produktpreise umgelegt werden müsse. Sperl berichtete, dass nun eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach angedacht wird.

Da sich auch Avery Zweckform aufgrund von Pandemie, Ukraine-Krieg und aktuell explodierender Energiepreise nun schon seit zwei Jahren im „Krisenmodus“ befände, sei man besonders dankbar für das Kurzarbeiter-Modell, das den betroffenen Unternehmen sehr helfe.
Mein Fazit: Die Probleme von mittelständischen Unternehmen auf dem Land gleichen sich, v.a. Defizite in der Infrastruktur und Fachkraftmangel. Aktuell auch noch Corona und Energiekrise. Gleichzeitig zeigen gerade sie ein besonders großes Engagement für ihre Belegschaft. So beschäftigt Avery Zweckform zum Beispiel 20 behinderte Menschen, es gibt Job-E-Bikes, eine bezuschusste Stromtankstelle, 13,7 Monatsgehälter und andere Vorteile mehr. Ich finde, der Mittelstand hat jede politische Unterstützung verdient.