Landkreis – Hans Urban, MdL Bündnis 90 / Die Grünen, Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Biobauer aus Eurasburg, reagiert auf die Auslassungen von Florian Streibl, Freie Wähler, gegenüber dem neuen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (vgl. „Kein Ortstermin im Werdenfelser Land: Özdemir lässt Streibl abblitzen“ im Garmischer Tagblatt):
„Was Florian Streibl hier betreibt, ist Stimmungsmache auf Kosten der Landwirtschaft. Denn was er zu vergessen scheint: Der Ausstieg aus der Anbindehaltung ist Konsens. Bereits im Mai 2021 hat die bayerische Landwirtschaftsministerin und Koalitionskollegin von Streibl, Michaela Kaniber (CSU), den Ausstieg aus der ganzjährigen Anbindehaltung angekündigt.“*
Urban weiter: „Wir müssen diesen Schritt als Chance begreifen, als einen Qualitätsschub für bayerische Milch, der sich im Geldbeutel der Bäuerinnen und Bauern abzeichnen wird. Die Debatte muss sich um Perspektiven für die Landwirte drehen. Tierhaltung braucht klare Vorgaben und keine parteipolitischen Kämpfe, die niemandem nützen. Denn so ehrlich müssen wir schon sein: Diese Entscheidung kommt alles andere als überraschend.“
Es gelte jetzt dringend, die politischen Versäumnisse der vergangenen Jahre aufzuholen. Urban: „Eine staatliche Haltungskennzeichnung ist längst überfällig und wurde in der Vergangenheit eindrucksvoll verbummelt. Jetzt prescht der Handel vor und reagiert auf die Wünsche der Verbraucherinnen und Verbraucher nach mehr Tierwohl. Die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner (CDU) hat es versäumt, bei Fragen zur Zukunft der Tierhaltung gestaltend tätig zu sein.“**
Deshalb sei der Ansatz des neuen Agrarministers richtig: „Die Bauern müssen es im Geldbeutel merken, wenn es ihren Tieren besser geht. Klar ist, dass es eine deutliche Förderung für den Umbau der Haltung braucht, gerade für die kleinen Betriebe im Werdenfelser Land. Neben der finanziellen Unterstützung brauchen die Landwirte vor allem Beratung. Dass der Ausstieg aus der Anbindehaltung eine Herausforderung darstellt, ist keine Frage. Dabei dürfen sie nicht allein gelassen werden und brauchen unsere volle Unterstützung. Energie sollte Kollege Streibl als Regierungsmitglied deshalb statt in Scheindebatten zum Beispiel in die Ausweitung der Förderprogramme für Weidetunnel, die Infrastruktur der Weidehaltung oder viele andere konkrete Maßnahmen stecken, die den Bauern das Leben erleichtern.“
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* Am 20. Mai 2021 sagte Kaniber im Rahmen ihrer Regierungserklärung „Nachhaltig, smart, fair“: „Wir brauchen den Ausstieg aus der ganzjährigen Anbindehaltungund zwar so schnell wie möglich. Deswegen setzen wir mit dem heutigen Tag ein deutliches Signal. Jetzt ist Tempo angesagt!“ (siehe S. 9-20 Regierungserklärung im Anhang, gelb hinterlegt)
**Aldi hatte im Juni 2021 angekündigt, nach und nach aus den Haltungsformen 1 und 2 bei Trinkmilch auszusteigen, bis 2024 ist ein vollständiger Verzicht auf Haltungsform 1 das Ziel, spätestens bis 2030 sollen 100% der Milch aus den Haltungsformen 3 und 4 kommen. Für Frischfleisch lautet das Ziel analog dazu: bis 2025 vollständiger Verzicht auf Haltungsform 1, bis 2030 100% aus Haltungsform 3 und 4. Edeka, Lidl, Rewe und Co zogen nach.