
Am Mittwoch, 24. November, im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten werden wir über zwei meiner jüngsten Initiativen diskutieren: meinen aktuellen Antrag zur Agroforstwirtschaft und meinen Berichtsantrag zum Gams-Monitoring.
Kulturlandschaftsprogramm 2023: Ganze Vielfalt der Agroforstwirtschaft fördern
Warum wir bei der Agroforstwirtschaft einfach nicht lockerlassen? Weil wir von ihr überzeugt sind und davon, dass sie auch Vorteile auch für die Landwirt*innen in Bayern bereithält.
Doch leider geht es in der Sache weiter extrem zäh voran. Einen Funken Hoffnung hatten wir, als der Bund Anfang dieses Jahres eine vermeintlich wegweisende Entscheidung getroffen hatte, nämlich Agroforstsysteme, also die Kombination von Gehölzen mit Tierhaltung und Ackerbau, künftig in Deutschland zu etablieren. Die richtige Abzweigung war da aus unserer Sicht genommen und wir haben uns im Landtag dafür eingesetzt, dass auch in Bayern dieser Weg eingeschlagen wird.
Jetzt aber wird immer klarer, wie die künftige Förderung und Unterstützung von Agroforst-Bäuerinnen und -Bauern aussehen soll. Und die lässt leider zu wünschen übrig. Gefördert werden sollen im Bund lediglich Wert- und Energieholzstreifen auf landwirtschaftlichen Flächen. Und Bayern möchte in seinem Förderprogramm analog dazu vorgehen. Das würde bedeuten: Bayern fördert die Anlage von Wert- und Energieholzstreifen. Der Bund fördert die Beibehaltung dieser Pflanzungen.
Besser als nichts? Das ja, aber ist das unser Ziel? Wir wollen, dass die ganze Vielfalt der Agroforstwirtschaft in Bayern und im Bund unterstützt wird. Denn die Agroforstwirtschaft lebt von Kreativität, davon, die beste Kombination aus Gehölzen mit Äckern, Wiesen und Weiden, angepasst an den jeweiligen Standort und die Betriebsform zu finden. Agroforstwirtschaft ist so viel mehr als nur streifenförmig Wert- oder Energiehölzer anzupflanzen. Und erst, wenn die ganze Vielfalt der Agroforstwirtschaft umgesetzt wird, entfalten sich ihre diversen positiven Auswirkungen auf den Boden, das Mikroklima, die Biodiversität und und und. Wir dachten, der Bund hätte das verstanden. Und wir dachten, auch Bayern würde sich dem anpassen. Leider haben wir uns geirrt.
Deshalb fordern wir nun die Staatsregierung einmal mehr auf, bei der Ausgestaltung seiner Förderprogramms alle Baum- und Straucharten, deren Laub, Holz und Früchte verwertet werden können, zu berücksichtigen. Analog dazu soll sich die Staatsregierung auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass auch dort die gesamte Bandbreite der Agroforstwirtschaft in der Agrarförderung widergespiegelt wird.
Ergebnis aus dem Ausschuss: Abgelehnt
Die übliche Begründung zur Ablehnung, wie wir sie schon sooft hören mussten, wurde einmal mehr wiederholt.
Wer sich für die Agroforstwirtschaft in Bayern und ihre politischen Hindernisse weitergehend interessiert, findet hier alle Beiträge zum Thema.
Wie geht’s der Gams in Bayern? – Regelmäßige Berichterstattung zur Gamsforschung in den bayerischen Alpen
Mein zweiter Antrag, der diesen Mittwoch auf der Tagesordnung steht, ist ein Antrag um regelmäßige Berichterstattung über den aktuellen Stand des Forschungs- und Innovationsprojekts „Erhebung der räumlichen Differenzierung, der Konnektivität und des genetischen Zustands der lokalen Gamsvorkommen im Bayerischen Alpenraum (Projekt C 54)“. Das Forschungsprojekt baut auf den Ergebnissen der laufenden Schalenwildprojekte der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft im Bergwald auf und wird erstmals zuverlässige Informationen zur genetischen Diversität und Populationsgröße der bayerischen Gamsvorkommen für den gesamten Alpenraum liefern.
Wer mitbekommen hat, wie emotional und wie wenig faktenbasiert erst jüngst wieder über die Frage, wie es der Gams in Bayern geht, gestritten wurde, der weiß, wie wichtig es ist, hier mit einer gezielten Informationsoffensive dranzubleiben.
Wir kennen bereits erste Ergebnisse des Vorläuferprojekts, das von renommierten Wissenschaftler*innen und der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft im Soierngebiet und an der Kampenwand durchgeführt worden ist. (Wer weiterlesen möchte findet hier eine gute Zusammenfassung in der Süddeutschen Zeitung.) Demnach geht es der Gams wohl noch besser als erwartet. Ungläubig haben wir im Nachgang die hanebüchenen Unterstellungen und breit in der Öffentlichkeit gestreuten Zweifel an der Studie mitverfolgt.
Um auch weiterhin sachlich fundiert in der Gamsdiskussion argumentieren zu können, wollen wir daher auch zukünftig in regelmäßigen Abständen neutral und unabhängig durch die Expert*innen der Landesanstalt informiert werden.
Ergebnis aus dem Ausschuss: Angenommen
Es ist gut, dass uns Ausschussmitgliedern die Staatsregierung auch zukünftig weiter regelmäßig zur Gamsforschung berichten wird. Mein Antrag wurde am 24. November einstimmig angenommen. Die Ergebnisse dieser Berichte werden wir selbstverständlich wieder an Sie weitergeben.
Bleibt zu hoffen, dass die fundierten Erkenntnisse der Wissenschaftler*innen der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft auch die letzten „wilden Gamsanwält*innen“ davon überzeugen, dass wir in Bayern gesunde, stabile Gamspopulationen haben und eine punktuelle Bejagung zum Wohle der alpinen Schutzwälder nicht die Ausrottung unseres bayerischen Kulturgutes bedeutet. So können wir uns zukünftig nämlich gleich doppelt erfreuen: an der Schönheit der Gämsen und der Herrlichkeit buntgemischter, artenreicher Bergwälder.
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