
Agroforstwirtschaft gilt in Fachkreisen als eine (von vielen) Lösungen zur Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel. Doch während Expert*innen und Praktiker*innen das schon verstanden haben, forscht die Staatsregierung noch. Zugegeben, das ist zugespitzt formuliert, aber dennoch Fakt.
In Bayern sind Agroforstsysteme auf Feldern, Wiesen und Weiden – mit Ausnahme von Obst- und Nussbäumen – nicht förderfähig. Unser Antragspaket dazu wurde im vergangenen Jahr im Landtag abgelehnt. Die Begründung war teilweise hanebüchen. Jetzt hat Landwirtschaftsministerin Kaniber per Pressemitteilung aus ihrem Haus neue Forschungsprojekte angekündigt, darunter auch: „Anbauversuche mit schnellwachsenden Baumarten im Kurzumtrieb“ und „Erfolgreiche Etablierungsstrategien für multifunktionale Agroforstsysteme in trockenen Lagen“. Das ist gut; auch wir haben in unseren Anträgen mehr Forschung zu den Bedingungen für Agroforstwirtschaft in Bayern gefordert. Gleichzeitig ist es aber zu wenig und mutet arg nach Gewissensberuhigung an. Denn neben Forschung braucht es Förderung!
Die Wissenschaft weiß längst um die vielfältigen Vorteile, die Agroforstflächen mit sich bringen: besseres Mikroklima, besserer Humusaufbau, Schutz des Wassers, Erhalt und Förderung der Biodiversität, etc. Deshalb versuchen nicht nur Wissenschaftler*innen, die Agroforstwirtschaft auch in Deutschland und Bayern zu etablieren. Auch überzeugte Praktiker*innen, auch in Bayern, haben längst erkannt, dass Agroforstsysteme, wie geartet auch immer in ihrer Gestaltung, vor allem Vorteile für sie mitbringen. Sie haben aus Überzeugung und gegen alle Förderschwierigkeiten Agroforstflächen auf ihren Feldern, Wiesen und Weiden angelegt, weil sie sehen, dass die positiven Effekte überwiegen.
Wer sich einmal auf einer Agroforst-Fachtagung wie beispielsweise 2019 an der TU München in Freising unter die Expert*innen gemischt hat, der bekommt präsentiert, wie groß das Fachwissen bereits ist, wie in vielen anderen Ländern der Welt und der Europas Agroforstsysteme bereits zum Alltag in der Landwirtschaft gehören – verbunden mit all den positiven Erfahrungen, von denen auf Fachtagungen wie diesen berichtet wird.
Wir wissen also bereits viel, sehr viel. Und natürlich ist es immer gut, noch mehr Wissen anzusammeln, und natürlich gibt es auch noch unbeantwortete Detailfragen. Deshalb unterstützen wir jede Art von weiterer Forschung zur Agroforstwirtschaft in Bayern. Das kann aber nicht ausreichen als Arbeitsnachweis der Staatsregierung in dieser Sache. Frau Kaniber sollte sich dafür einsetzen, Agroforstsysteme in Bayern förderfähig zu machen und Bäuerinnen und Bauern hier keine Steine in den Weg zu legen. Selbst im Bund hat sich Anfang des Jahres 2021 die Ansicht durchgesetzt, dass eine entsprechende Förderkulisse notwendig ist – jetzt sind die Länder an der Reihe. Und damit gibt es keine Ausreden mehr. Auch nicht die, dass man ja guten Willen zeige und weiter forsche. Das Credo für die Zukunft der Agroforstwirtschaft in Bayern muss lauten: forschen und fördern!
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