
Einer meiner persönlichen Höhepunkte der Sommertour „UNSER WALD – Tour durch die grüne Lunge Bayerns“ stand am Montag mit unserem Besuch im Ammergebirge an. Zusammen mit meinen Kolleginnen Gisela Sengl und Anne Franke war ich im Sägerbachtal zu Gast, das zum Forstbetrieb Oberammergau der Bayerischen Staatsforsten gehört. Willkommen hieß uns Hubert Endhardt, der Vorsitzende des Fördervereins Nationalpark Ammergebirge, unter dessen Federführung die Exkursion stattfand. Mit von der Partie waren daneben Axel Doering, Vorsitzender des Bund Naturschutz Garmisch-Partenkirchen sowie CIPRA-Präsident, Dr. Hans Ehrhardt, Jäger und Initiator der Nationalparkidee und die ehemalige Europaabgeordnete Barbara Lochbihler.
Axel Doering. Dr. Hans Ehrhardt. Hubert Endhardt.
Unsere Exkursion führte uns ins Sägerbachtal, wo uns beeindruckend große Tannen, mehrere hundert Jahre alt, erwarteten. Diese Mammut-Bäume zeigten einmal mehr, dass niemand in die Ferne fahren muss, um gigantische Bäume zu besuchen. Auch mitten in Bayern sind Baum-Giganten zu finden, die einen daneben ganz klein werden lassen und wertvoller Bestandteil des Bergwalds im Ammergebirge sind.
Schälschäden lenkten unsere Debatte auf die Frage nach einer angepassten Jagd und darauf, wie wichtig der natürliche Aufwuchs neuer Bäume auch und gerade im Bergwald ist, der neben den üblichen wertvollen Waldfunktionen zudem noch als Schutzwald für uns Menschen im Tal fungiert – zumindest dann, wenn er intakt ist und seine Schutzfunktion durch einen gesunden Aufbau entfalten kann.
Schälschäden an den Stämmen.
Insbesondere wichtig für die Artenvielfalt sind abgestorbene Bäume, die im Wald verbleiben und hier als Nahrungs- und Brutstätte für allerlei Insekten dienen. Beeindruckend große Stücke Totholz säumten unseren Weg durchs Sägerbachtal.
Fazit: Ein Nationalpark stärkt neben der Erhaltung von Lebensraumtypen und der Ausweitung der Artenvielfalt durch Nutzungsverzicht auch vieles weitere, zum Beispiel die Alm- und Weidewirtschaft. Für die Wiederbeweidung von aufgelassenen Almen und den damit verbunden Lawinenschutz wäre zum Beispiel die Nationalparkverwaltung zuständig. Auch das zugehörige Beutegreifermanagement und der Schutz von Nutztieren liegt in der Verantwortung von Nationalparken.
In Zeiten immer stärkeren Freizeit- und Erholungsdrucks bietet zudem Besucherlenkung durch einen Nationalpark echten Schutz für unsere Lebensgrundlagen. Als eigenständige Behörde unterliegt das Management ausschließlich den wissenschaftlichen Erfordernissen, vollkommen befreit von ökonomischen, politischen und jagdlichen Interessen. Darüber hinaus ist die begleitende Infrastruktur nicht zu unterschätzen und würde nachhaltig auf die umliegenden Regionen einwirken. Ein zweigleisiger Ausbau der Werdenfelsbahn und die Elektrifizierung der Bahnstrecke nach Füssen würde eine enorme Steigerung der Lebensqualität und Entlastung der anderen Verkehrsinfrastruktur bedeuten. Für mich ist klar, ein weiterer Nationalpark in Bayern ist mehr als zeitgemäß und wird auch unserem Anspruch „Erhalten, was uns erhält“ gerecht.