
Als dritte Station meiner Sommertour durch Bayern, die mich in den Monaten Juni bis September einmal durch alle Regierungsbezirke Bayerns führt, habe ich mir Schwaben ausgesucht. Hier haben wir am 29. Juni einen Tag ganz im Zeichen des Holzbaus verbracht.
Warum wir das Thema Holzbau gerade in Schwaben genauer beleuchten wollten? Mit dem Netzwerk Holzbau der Wirtschaftsregion Schwaben A3 hat sich hier eine Einrichtung mit Vorzeigecharakter entwickelt. Betriebe entlang der Wertschöpfungskette Forst & Holz haben sich hier zusammengeschlossen und schieben gemeinsam an. So ist der Holzbau in der Region auf dem Vormarsch, innovative Ideen werden hier geboren und umgesetzt, international erfolgreiche Firmen sind hier ansässig und der lokale Mittelstand fungiert noch zudem als Treiber.
Unser Besuch führte uns als erstes zu Holzbau Aumann in Ziemetshausen. Gegründet 1905 blickt das Familienunternehmen auf mehr als 100 Jahre Erfahrung in der Holzverarbeitung und ist heute stolz auf ein komplettes Leistungsangebot vom Rohholz bis zum fertigen Gebäude. Theo Aumann, Geschäftsführer der Aumann Holzwerke, führte uns durch seine Firma. Besonders beeindruckte uns die vollautomatische Brettschichtholzproduktion. Von der Produktion der Bauteile über die Verladung auf den LKW bis zur Montage am Bau ist hier eine hocheffiziente Kette in Gang.
Nächster Programmpunkt war unsere grüne Holzbaukonferenz im Westhouse in Augsburg. Spannende Vorträge und Diskussionen zu drei verschiedenen Themenblöcken standen hier auf dem Programm

BLOCK A
- Nachverdichtung/Aufstocken im Bestand mitten im Wohngebiet – 3-stöckiges Büro auf einer Doppelgarage: Studio 17A in Königsbrunn
Referent: Andreas Matievits, Studio 17A - (Inter)nationaler Spitzenholzbau gefertigt ind Bayerisch-Schwaben
Referent: Heinz Thurik, Züblin Timber GmbH
Heinz Thurik. Andreas Matievits.
Block B
- Holzbau – aktuelle Situation, Herausforderungen und Perspektiven
Referent: Alexander Gumpp, Vorsitzender proHolz Bayern und Sprecher des Clusters Forst & Holz Bayern - Herausforderungen des Bauens mit Holz auf lokaler politischer Ebene
Referentin: Christine Kamm, baupolitische Sprecherin Grüne Stadtratsfraktion Augsburg - Rahmenbedingungen für den Holzbau: Holzbau in Deutschland um internationalen Vergleich, Bauordnung vs. Potenziale des Holzbaus
Referent: Prof. Wolfgang Huss, Hochschule Augsburg
Ludwig Hartmann, Prof. Wolfgang Huss, Christine Kamm und Alexander Gumpp (v.li.).
BLOCK C
- Herausforderungen der Holzbearbeitung in der Säge- und Holzindustrie
Referentin: Julia Möbus, Geschäftsführerin Deutsche Säge- und Holzindustrie - Holzbau in Schwaben, Trends, Best-Practice-Beispiele, Perspektiven, Bauen mit Laubholz
Referent: Frank Lattke, lattkearchitekten
Ludwig Hartmann, Frank Lattke, Julia Möbus, Hans Urban (v.li.).
Zum Abschluss durften wir bei einem Spaziergang durch den Augsburger Sheridan-Park noch Vorzeige-Holzbauten besichtigen. Unter anderem führte uns Frank Lattke zur Alt-katholischen Kirche, deren Turm aus Holz und die innovative Verwendung von recycleten Rolloführungsleisten aus Holz zur Innenverkleidung beeindrucken.
Fazit: Wir haben wieder interessante und engagierte Menschen getroffen, innovative und einzigarte Projekte kennengelernt. Über Geschmack und Ästhetik lässt sich bekanntlich ja streiten, aber fest steht: Holzbauten und Holzhybridbauten stehen, wenn richtig geplant und ausgeführt, konventionellen Bauten konstruktiv in nichts nach. Es gilt jetzt zügig die notwendigen politischen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Bauen mit Holz Standard und nicht nur eine mögliche Alternative bei mehrgeschossigem Bauten, Aufstockungen oder auch im Industriebaubereich bleibt. Damit Holz eine „faire Chance“ als Baustoff erhält ist es u.a. dringend notwendig den gesamten energetischen Lebenszyklus der einzelnen Baustoffe in die Vergaberichtlinien miteinzubeziehen und von unpraktikablen Brandschutzbestimmungen Abstand zu nehmen. Dafür werde ich mich einsetzen.