
4,8 Grad Celsius bis 2100. Wenn wir nicht konsequent gegensteuern, droht uns dieser Anstieg der Durchschnittstemperatur in Bayern. So steht es im Klimareport 2021, der heute vorgestellt worden ist. Die bisherige Prognose von 2015 wird damit nochmals um 0,3 Grad nach oben korrigiert. Was das für uns alle bedeuten würde, was das für den Wald bedeutet, mag man sich gar nicht ausmalen.
Die gute Nachricht, die auch im Report steht: Der Klimawandel hat zwar längst eingesetzt, wir können ihn aber noch abmildern. Dafür müssen wir das Pariser Klimaabkommen weltweit erfolgreich umsetzen, und bei uns in Bayern, Deutschland, Europa anfangen! Wenn wir die Ziele, die wir uns in Paris gegeben haben, erreichen, dann stiegt die Temperatur in Bayern spätestens ab 2050 nicht mehr nennenswert an. Im Mittel wären wir dann „lediglich“ bei einem Plus von 1,1 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts.
Umweltminister Thorsten Glauber (FW) sieht in dem Report einen Handlungsauftrag. „Wir sind herausgefordert, das Thema mit ganzer Kraft anzugehen“, sagte er am Mittwoch in München. Der Klimareport lasse aufhorchen. Bayern werde seine Klimaziele nach oben korrigieren, kündigte er an. Unser Fraktionsvorsitzender Ludwig Hartmann bringt gut auf den Punkt, was ich mir dabei denke: Die Staatsregierung befindet sich noch immer im Betroffenheits-Modus, obwohl der Handlungs-Modus längst überfällig wäre!
Wieso sonst feiern sich CSU und Freie Wähler für das 2020 im Landtag verabschiedete Klimaschutzgesetz, das Experten als nutzlos bewerten? Wieso diese Symbolpolitik, wenn die Hütte brennt und niemand mehr behaupten kann, er wisse davon nichts. Im hochgelobten Klimaschutzgesetz sind weder klar definierten Verbote, noch messbaren Ziele verankert, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Stattdessen feiert sich die Staatsregierung für ein Gesetz, das zur freiwilligen Umsetzung eines 96-Punkte-Maßnahmenkatalogs auffordert – so ein Schriftstück hat den Namen Gesetz nicht einmal verdient!
Wir blicken im Jahr 2020 auf null beantragte Windkraftanlagen. Wo bleibt die Vorbildfunktion des Staates: Es werden Wälder im staatlichen Besitz für Gewerbegebiete gerodet, es werden Moore trockengelegt, auf Schuldächern und anderen öffentlichen Gebäuden haben wir weiter keine Photovoltaikanlagen – es ist ein Versäumnisbericht, der sich endlos fortsetzen lässt. Bayern hat fast zwei Grad Erwärmung erreicht, die Grundwasserspiegel fallen dramatisch, Starkregen, Hitzewellen, Tropennächte, Dürren, Bodenerosion und Gletscherschmelze sind klar benannt. Was wir jetzt brauchen ist die angekündigte Solar-Pflicht für staatliche Gebäude, endlich ein Aufheben des Windverhinderungsgesetzes 10H, Moore müssen gerettet statt weiterhin entwässert werden!
Und im Wald brauchen wir endlich mehr als ein bloßes Bekenntnis zum Klimawald oder einen Ministerpräsidenten, der Bäume umarmt! Die Sommer 2018 und 2019 waren mit einer positiven Abweichung von über 3 Grad zum langjährigen Mittel in Bayern unter den vier wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn und das in Serie. Wegen der geringen Niederschläge waren beide Sommer gleichzeitig unter den 17 trockensten. Das lässt besonders auch den Wald leiden. Unsere Wälder sind langlebige Ökosysteme, ein so schneller Wandel, wie wir ihn jetzt erleben, bringt sie in große Bedrängnis. Nicht mehr nur in den warm-trockenen Regionen in Bayern wie in Unterfranken sind die Auswirkungen des Klimawandels schon heute augenfällig.
Noch können wir den Klimawandel bremsen. Und wir müssen uns alle endlich ehrlich machen, und es nicht mehr nur bei schönen Sonntagsreden belassen: Wir müssen handeln! Jetzt, am besten schon morgen! Der Klimareport 2021 ist für uns GRÜNE bei allem Schwarz sehen, das sich beim Lesen seiner Zeilen aufbauen könnte, vor allem eins: Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Kurs sind und Motivation dafür, dass wir es (noch!) in der Hand haben, mit dem richtigen Handeln, die Kurve zu kriegen. Wir schaffen es doch auch bei Corona! Dann schaffen wir es auch beim Klima!