
Zu Beginn des Jahres erstrahlt einen Hoffnungsschimmer am Horizont – nämlich der, dass sich bei der bayerischen Staatsregierung früher oder später doch noch ein Umdenken in Sachen Agroforstwirtschaft vollziehen wird. Wieso CDU und Freie Wähler 2021 vielleicht doch noch den Sinn der Agroforstwirtschaft erkennen sollen, wo sie 2020 unseren grünen Vorstoß zur Förderung von Agroforstsystemen noch abgelehnt haben?
Mit dem gestrigen 13. Januar hat sich der politische Rahmen geändert. Das Parlament in Berlin hat einem eigens von CDU/CSU und SPD eingebrachten Antrag mit dem Titel „Produktivität, Klimaresilienz und Biodiversität steigern – Agroforstwirtschaft fördern“ stattgegeben. Der Bund will die Agroforstwirtschaft nun endlich auch in Deutschland verankern und folgt damit dem Beispiel vieler Nachbarländer. Endlich soll es Bäuerinnen und Bauern in Deutschland ermöglicht werden, die von der EU seit 2007 zur Verfügung gestellten Fördergelder auch abzuschöpfen.
Konkret heißt das:
- Leistungen von Agroforstsystemen sollen honoriert werden, die Bundesregierung sich für die Förderfähigkeit von Agroforstsystemen noch in der aktuellen Förderperiode der derzeitigen GAP einsetzen.
- Die Bundesregierung soll sich auf europäischer Eben für eine Aufnahme und Förderung von Agroforstsystemen in die künftige GAP einsetzen.
- Agroforstsysteme sind in den zukünftigen Nationalen Strategieplan von Deutschland aufzunehmen und zu honorieren.
- Es ist für eine klare Definition von Agroforstsystemen zu sorgen, die Rechtssicherheit schafft und Unklarheiten abbaut.
- Lösungen sollen aufgezeigt werden, wie Agroforstwirschaftsflächen in ihrer Gesamtheit als ein eigenes förderfähiges Anbausystem anerkannt werden können, so dass eine Förderfähigkeit des gesamten Systems sowohl über die 1. als auch die 2. Säule der GAP gegeben ist.
- Hemmnisse bei der Etablierung von Agroforstsystemen sind abzubauen.
- Agroforstsysteme sind als pflanzenbauliches Werkzeug der Ackerbaustrategie anzuerkennen und dort explizit zu benennen, um die fachlichen und produktionsbedingten Handlungsfelder Boden, Kulturpflanzenvielfalt, Biodiversität, Klimaschutz und Klimaanpassung zu berücksichtigen.
- Agroforstwirtschaft ist in die landwirtschaftliche Offizialberatung aufzunehmen.
- Die Bundesregierung soll sich dafür einzusetzen, dass zukünftig in der Berufs- und Hochschulausbildung Agroforstsysteme berücksichtigt werden.
- Agroforstliche Forschung und Wissenstransfer sind mit dem Ziel auszubauen, nachhaltige Agroforstsysteme zu etablieren.
Sinnvolle Ergänzungen lieferten meine Grünen-Kolleg*innen im Bundestag zudem mit ihrem Antrag. Der Antrag wurde abgelehnt.
Ein Meilenstein, der da umgesetzt werden soll. Doch nun sind auch die Länder am Zug. Brandenburg hat hier die Vorreiterrolle übernommen. Dort wurde bereits ein „Konzept zur Förderung von Agroforstflächen als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme (AUKM) im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) des Landes Brandenburg“ erarbeitet, unterstützt durch das grün geführte Landwirtschaftsministerium.
Jetzt ist Bayern an der Reihe. Auch in unserer verhältnismäßig kleinteiligen Landwirtschaft birgt die Kombination von Feldbau/Tierhaltung mit Gehölzen für viele Bäuerinnen und Bauern ein bislang unterschätztes Potenzial. Agroforstsysteme sind die logische Konsequenz in Zeiten langer Trockenperioden. Sie bieten Beschattung, bremsen den Wind und steigern den Humusgehalt im Boden. Klimaschutz pur. Für Landwirt*innen sind sie eine Möglichkeit, mit den Herausforderungen durch den Klimawandel umzugehen. Natürlich nur eine von vielen Möglichkeiten, über die wir nachdenken müssen, aber eine erfolgversprechende.
Ich hoffe stark, dass die Bedeutung der Agroforstwirtschaft nach dem heutigen Beschluss des Bundestags auch bei der CSU auf bayerischer Ebene ankommt, und sie unserem Antrag hierzu zustimmt:
So kann mit etwas Verzögerung noch ausgebügelt werden, was bei der Ablehnung unseres Antragspakets zur Agroforstwirtschaft im vergangenen Jahr niedergebügelt worden ist. Mögen sich die guten Ideen durchsetzen! Die CSU im Bund macht’s vor – auf geht’s bayerische CSU, mach’s ihr nach, ihr seid doch ein- und dieselbe Partei, oder nicht?