Anfrage: Ausweitung der Forschung für klimatolerante Bäume

Anfrage des Abgeordnenten Hans Urban vom 20.11.2020 + Antwort des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 24.11. 2020

Ich frage die Staatsregierung:
Welche konkreten Forschungsprojekte zur „Ausweitung der Forschung für klimatolerante Bäume“ aus der Klimaschutzoffensive der Staatsregierung vom 18.11.2019 sind seitdem gestartet worden, welche Projekte sind bis 2024 noch konkret geplant und welche Stellen (befristet und/oder unbefristet) wurden bzw. werden hierfür zusätzlich geschaffen?

Die Antwort des Forstministeriums:

Die Maßnahme „Ausweitung der Forschung für klimatolerante Bäume“ der Bayerischen Klimaschutzoffensive beinhaltet, eine neue Initiative zur Klimawald-Forschung mit einem Fokus auf alternative Baumarten aufzulegen. Dabei sollen in den nächsten Jahren zu folgenden Schwerpunkten die Forschungsaktivitäten weiter intensiviert werden:

  • Ausweitung von Praxisanbau- und Herkunftsversuchen und von Genanalysen,
  • Weiterentwicklung der Anbaurisikokarten für Zukunftsbaumarten auf Grund-lage realistischer Klimamodelle,
  • Verbesserung von Monitoring und Analyse klimabedingter Schadereignisse und klimabegünstigter Schadorganismen,
  • Entwicklung und Erprobung neuer Saat- und Pflanzmethoden für Dürrephasen und klimaschutzgerechten Waldpflegekonzepten,
  • Weiterentwicklung des Bayerischen Standortinformationssystems,
  • Intensivierung des Wissenstransfers aus der Forschung in die Praxis

Folgende Forschungsprojekte wurden im Rahmen der neuen Forschungsinitiative „KlimaforschungWald“ (klifW) im Jahr 2020 begonnen bzw. bewilligt (Projektkürzel, Status, Anzahl der zusätzlichen Stellen):

  • Vergleichende Analyse von Vitalitätskenngrößen über Wälder aus Sentinel-2-Daten und hochauflösenden Satellitendaten mit Daten des langfristigen forstlichen Umweltmonitorings in Bayern (klifW1, laufend, eine befristete Stelle)
  • Potential alternativer Baumarten im Klimawandel – Früherkennung von Trockenstress auf neuen Versuchsflächen in Bayern (klifW2, laufend, eine befristete Stelle)
  • Eignung von Terra preta als Anzuchtsubstrat für Forstpflanzen (klifW3, laufend, keine Stelle)
  • Online-Präsentation aktueller Bodenfeuchtedaten an Waldklimastationen (klifW4, laufend, eine befristete Stelle)
  • Überarbeitung des klimatischen Anbaurisikos für 32 Baumarten innerhalb des Bayerischen Standortinformationssystems BaSIS (klifW5, laufend, eine befristete Stelle)
  • Wie anpassungsfähig sind Bäume und Bestände im Hinblick auf Trocken-stress? (klifW6, bewilligt, Start 2021, eine befristete Stelle)
  • Auswirkungen des Klimawandels auf Diversität und Struktur von Gebirgswäldern im Bayerischen Alpenraum (klifW7, bewilligt, Start 2021, eine befristete Stelle)
  • Gefährdungsabschätzung zur Gattung Ahorn im Zusammenhang mit der Rußrindenkrankheit in Bayern (klifW8, bewilligt, Start 2021, eine befristete Stelle)
  • Anbaurisiko und Standortansprüche alternativer Baumarten mit geringer Datengrundlage (klifW9, bewilligt, Start 2021, eine befristete Stelle)
  • Bewertung der Anbaueignung von Herkünften der drei mediterranen Eichenarten Flaumeiche (Quercus pubescens Willd.), Ungarische Eiche (Quercus frai-netto Ten.) und Zerr-Eiche (Quercus cerris L.) in Süddeutschland (klifW10, bewilligt, Start 2021, zwei befristete Stellen)
  • Überarbeitung von Herkunftsempfehlungen und -gebieten sowie Verbesserung der Erntebasis für die Baumarten Spitz-Ahorn (Acer platanoides L.), Hainbuche (Carpinus betulus L.) und Sommer-Linde (Tilia platyphyllos Scop.) auf genetischer Grundlage (klifW11, bewilligt, Start 2021, zwei bis drei befristete Stellen)

Die Anpassung der bayerischen Wälder an den Klimawandel ist ein strategischer Schwerpunkt der forstlichen Forschungsförderung des StMELF. Durch die Lenkungsfunktion der Schwerpunktsetzung in der Forschungsförderung ist davon auszugehen, dass im Rahmen des jährlichen zweistufigen Auswahlverfahrens für mehrjährige forstliche Forschungsvorhaben auch über das Jahr 2024 hinaus Forschungsprojekte zum obigen Themenkomplex beantragt werden. Eine Finanzierung der Vorhaben erfolgt dann auf Basis der Bewertung und Priorisierung durch das Kuratorium für forstliche Forschung und der Verfügbarkeit der Haushaltsmittel.