
Staatsministerin Kaniber hat heute (11.11.) den Waldbericht 2020 im Ausschuss für Landwirtschaft und Forsten vorgestellt. Das Ergebnis spiegelt die klimatischen Extrembedingungen der letzten Jahre wider: Der Gesundheitszustand der bayerischen Wälder hat sich weiter verschlechtert. Der durchschnittliche Nadel- bzw. Blattverlust über alle Baumarten hinweg liegt 2020 bei 28% (2019: 24,7%), im trockenen Nordbayern sogar bei 32% (2019: 25,8%). Hitze, Dürre, Stürme und Schadinsekten versetzen die Wälder in diesen kritischen Zustand.
Während die Ministerin betont, die Forstverwaltung habe die Herausforderungen rechtzeitig erkannt und frühzeitig gehandelt, gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten.
Der flächige Walderhalt muss nun oberste Priorität haben. Dabei heißt Walderhalt keinesfalls Nutzungsverzicht. Um die Wälder zu erhalten müssen wir Co2 langfristig binden. Enormes Potential und großen Nachholbedarf seitens der Staatsregierung besteht dabei im öffentlichen Holzbau. Denn während der Privathausbau eine Holzbauquote von über 20% aufweist, bleibt der Staat öffentliche Holzbauten weiter schuldig. Hier muss der Staat als Vorbild vorrangehen und die notwendigen Gesetzesänderungen, z. B. bei der Landesbauordnung, endlich auf den Weg bringen. Die Wertschöpfungskette Wald-Forst-Holz muss in Gänze gestärkt werden, um wieder Liquidität auf die Fläche zu bringen und Perspektiven für die Waldbesitzenden zu schaffen.
Walderhalt und Erhalt der Artenvielfalt gehen Hand in Hand. Als Ergänzung zu notwendigen neuen Großschutzgebieten, u. a. im Spessart oder Steigerwald, muss mehr Waldnaturschutz in der Fläche stattfinden. Das Vertragsnaturschutzprogramm Wald der Staatsregierung findet bisher nur auf 1% der Privat- und Kommunalwaldflächen Umsetzung. Durch eine entsprechende finanzielle Ausstattung und attraktive Maßnahmengestaltung können so neben wertvollem Artenschutz zusätzliche Einnahmen für die Waldbesitzer*innen generiert werden. Eine echte Win-win-Situation für Biodiversität und Waldbesitzer*innen.
Walderhalt heißt aber auch Umdenken, wie wir mit den kostbaren Gut Wasser und den Waldböden umgehen. Vor dem Hintergrund steigender Trockenschäden, v.a. in Franken (Totalausfall ganzer Kulturen, Verdopplung der Trockenschäden in Altbeständen von 2018 auf 2019), müssen wir alles daransetzen, dass das wenige Wasser, das den Bäumen zur Verfügung steht, auch im Boden gehalten werden kann. Die Qualität der Waldböden ist daher zwingend erhalten bzw. zu erhöhen.
Erheblichen Verbesserungsbedarf gibt es nach wie vor auch bei der Jagd, denn von einem ausgewogenes Wald-Wild-Verhältnis, wie im Waldbericht konstatiert, das die notwendige Grundlage für eine gelingende Verjüngung ohne Zaun ist, kann auf einem Großteil der Flächen keinesfalls die Rede sein. Auch die Ministerin bestätigte, dass 50% der Flächen noch nicht den gewünschten Zustand aufweisen. Die Staatsregierung muss hier jetzt endlich zu Potte zu kommen, die erforderlichen Maßnahmen klar benennen und auch restriktiv zu handeln. Die Jagd muss sich konsequent an der Verjüngung und dem Ökosystemzustand orientieren, damit Waldumbau und Walderhalt auch langfristig gelingen kann.