Nicolas Gareis (DAV), Hans Urban, Christian Zwanziger (Grüne) und Benjamin Trotter (DAV) auf dem Weg zum Blomberghaus. (Fotos: Büro Urban)
Das Thema Tourismus beschäftigt uns Grüne seit Langem intensiv. Gerade im Oberland sehen wir aktuell, wie konfliktgeladen es sein kann, wenn keine sinnvollen Lenkungsstrategien entwickelt werden und sich stattdessen die Massen an den touritischen Hotspots der Region sammeln. Mein MdL-Kollege und tourismuspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, Christian Zwanziger, und ich haben deshalb am Montag, 27. Juli, einen Tag ganz im Zeichen des Tourismus am Alpenrand verbracht.
Mit von der Partie waren die Verantwortlichen des Pilotprojekts „Bergsport Mountainbike – nachhaltig in die Zukunft“ des Deutschen Alpenvereins (DAV), Projektleiter Benjamin Trotter und Nicolas Gareis, Mountainbike-Verantwortlicher beim DAV-Bundesverband. Die beiden haben uns mitgenommen auf eine Mountainbiketour auf den Blomberg, um sich mit uns vor Ort mit dem Thema auseinanderzusetzen und uns in der Praxis zu zeigen, wo Chancen und Konflikte beim Thema Mountainbiketourismus liegen.
Pressegespräch auf dem Blomberghaus. Mit dabei (v.li.) Nicolas Gareis, Cornelia Riepe, Wolfgang Rzehak, Thomas Tomaschek (Grüne Miesbach), Christian Zwanziger (MdL), Benjamin Trotter (DAV), Hans Urban (MdL) und Hannes Zintel (Blombergbahn).
Eines wurde dabei ganz deutlich: Eine erfolgreiche Besucherlenkung – und das gilt nicht nur für die Bergradler – lebt nicht von Verboten, sondern von einem attraktiven Angebot. Auf diese Weise können wir sensible Gebiete schützen und geeignete Zonen interessant für Mountainbiker gestalten. Genau hierin liegt auch unserer grünen Meinung nach der Lösungsansatz, den wir in Zukunft umsetzen müssen.
Hinzu kommt, dass es in den vergangenen Jahren verschlafen worden ist, sich auf neue Entwicklungen im Aktivtourismus einzustellen. Mountainbiken ist seit den 1990er Jahren ein wachsender Trend. Das dies früher oder später zu Konflikten führen würde, wenn aus einem Mangel an legalen Abfahrten illegale Trails angelegt werden, sich Wanderer und Mountainbiker in die Quere kommen, Haftungsfragen für Bergbauern und Waldbesitzer unsicher sind, war zu erwarten. Hier hätte auf politischer Ebene längst mehr passieren müssen, nun ist es allerhöchste Zeit, auf beiden Seiten aufzuklären und Strategien zum nachhaltigen Tourismus umzusetzen.
Oberstes Ziel des DAV-Projekts: eine Atmosphäre des verständnisvollen Miteinanders und Respekts unter allen Beteiligten vor Ort zu erzeugen und eine Diskussion auf Augenhöhe stattfinden zu lassen. Dies geschieht auch in Form von Runden Tischen, bei denen der DAV versucht, die emotionalen Debatten zu versachlichen, wie uns Benjamin Trotter erzählte. Basierend auf dem „shared trail“-System will der DAV Wege ausschildern, um Hotspots zu entlasten und eine Besucherlenkung zu erzeugen. Zum Ende des Projekts im kommenden Jahr werden wir uns die Ergebnisse noch einmal anschauen.
Die beiden Abgeordnten und die Vertreter des DAV freuten sich über perfektes Wetter für die Tour auf den Blomberg und auf die belohnende Abfahrt zurück ins Tal.
Für uns Grüne ist klar: Besucherlenkung und nachhaltiger (Mountainbike-)Tourimus können nur über ein attraktives Angebot und einen überregionalen Ansatz funktionieren. Wir müssen, wie es mein Kollge Zwanziger ausdrückt, das „Kirchturmdenken“ beenden und eine überregionale Kooperation in touristischen Fragen anstreben. Dafür braucht es auch eine klare Vorgabe der Staatsregierung, die die Kommunen bei den drängenden Fragen nicht alleine lassen darf. Lenkungskonzepte werden nur funktionieren, wenn wir mit einem überregionalen Blick auf die Potenziale unserer Regionen blicken und diese zielgruppenorientiert bewerben. Auch und vor allem über digitale Angebote.
Eine Aufteilung in Aktivzonen und Ruhezonen nach dem Vorbild der Schweiz sind bei einer nachhaltigen Lenkung ein interessanter Ansatz. Für uns lokal würde das heißen: Am Blomberg können wir über einen Bikepark und ein attraktives Angebot für Downhill-begeisterte Mountainbiker nachdenken, um sie so von sensibleren Zonen unserer Bergwelt fernzuhalten. Denn Verbote allein werden nicht ausreichen, es braucht legale und attraktive Ausweichmöglichkeiten. Auf diese Weise profitieren alle: Mountainbiker, Grundbesitzer, Natur und unsere Region als Ganzes. Denn bei all den Schwierigkeiten, die wir diskutiert haben, gilt es nicht zu vergessen, dass viele Menschen im Alpenvorland vom Tourismus leben. Unsere Gäste bringen Wertschöpfung in die Region und ich bin überzeugt: Durch Aufklärung und Angebotsschaffung ist ein harmonisches Miteinander möglich.
Hier geht es zum Bericht des Münchner Merkurs über unser Treffen am Blomberg. Und hier lest ihr, was die SZ dazu schreibt.