Anfrage des Abgeordneten Hans Urban/BÜNDNIS 90, Die Grünen vom 07.08.2019:
Bayerns Wälder werden im Laufe des 21. Jahrhunderts in vielen Landschaften durch den notwendigen Waldumbau ihr Gesicht verändern. Noch ist die Fichte ist die häufigste Baumart in den Wäldern Bayerns. Doch für anpassungsfähige und klimatolerante Wälder reicht die Fichte nicht mehr aus, vielmehr benötigen wir auf der Fläche einen massiven Umbau der bisher fichtendominierten Wälder in vielfältige Laubholzreiche Mischwälder. Gerade in Zeiten von langen Trockenperioden und immer weiter sinkenden Erlösen für Fichtenholz brauchen wir deutlich mehr Anstrengungen für den Waldumbau in Bayern.
Ich frage daher die Staatsregierung:
1.a) Wie viele ha Laubholzkulturen wurden in den einzelnen Jahren 2015 bis einschließlich 2018 gefördert?

1.b) Wie viele ha Laubholz-Naturverjüngung wurden in den einzelnen Jahren 2015 bis einschließlich 2018 gefördert?

1.c) Wie viele ha wurden in den einzelnen Jahren von 2015 bis 2018 nach der Statistik der Bayerischen Staatsregierung umgebaut (Angaben bitte aufgeteilt nach den Besitzarten Privat- und Kommunalwald)?

2.a) Gibt es eine Bilanz, wie viel der geförderten Laubholzfläche nach Ablauf der Bindefrist, und nach 20 Jahren noch erhalten ist?
2.b) Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
2.c) Wenn nein, warum nicht?
Es gibt keine Bilanz über geförderte Flächen nach Ablauf der Bindefrist. Nach der Bindefrist wird der Antragsteller aus dem Verpflichtungsverhältnis, das auf Grundlage der Fördermaßnahme entstanden ist, entlassen. Eine Bilanzierung wäre mit einem enormen Verwaltungsaufwand verbunden.
3. Wie viele Förderanträge und wie viele Hektar Förderfläche wurden in den einzelnen Jahren zwischen 2015 und 2018 für den Waldumbau im Privat- und Körperschaftswald bewilligt:
3.a) für planmäßigen Waldumbau (Wiederaufforstung, Vorbau, Umbau, Nebenbestand)?
3.b) für Waldumbau nach Schadereignissen?
3.c) für Unterbau und Unterpflanzung?
Seit Einführung der stückzahlbasierten Förderung von Pflanzungen mit der waldbaulichen Förderrichtlinie 2014 (WALDFÖPR) gibt es bei den Wieder-aufforstungsmaßnahmen keine systemtechnischen Unterscheidungen mehr zwischen Vorbau-, Umbau-, Nebenbestands-, Unterbau- oder Unterpflan-zungsmaßnahmen.


4. Wie viele Förderanträge und wie viele ha Förderfläche wurden in den einzelnen Jahren zwischen 2015 und 2018 im Privat- und Körperschaftswald bewilligt für:
4.a) Nachbesserung bei Wiederaufforstungen, Vorbau, Umbau, Nebenbestand?
4.b) Nachbesserung bei Unterbau, Unterpflanzung?

4.c) Naturverjüngung Waldumbau?

5. In welcher Höhe wurden in den einzelnen Jahren seit 2015 Fördermittel ausgezahlt für:
5.a) planmäßigen Waldumbau (Wiederaufforstung, Vorbau, Umbau, Nebenbestand)?
5.b) Waldumbau nach Schaden?
5.c) Unterbau und Unterpflanzung?


6. In welcher Höhe wurden in den einzelnen Jahren seit 2015 Fördermittel ausgezahlt für:
6.a) Nachbesserung bei Wiederaufforstungen, Vorbau, Umbau, Nebenbestand?
6.b) Nachbesserung bei Unterbau, Unterpflanzung?

6.c) Naturverjüngung Waldumbau?

7.a) Wie weit ist die von der Staatsregierung beschlossene Waldumbauoffensive 2030 schon fortgeschritten?
Zur Waldumbauoffensive 2030 wurde ein umfassendes Umsetzungskonzept erarbeitet. Darauf aufbauend werden derzeit Detailkonzepte erstellt, die neben den konkreten Umsetzungsschritten auch einen konkreten Zeitplan zur Umsetzung beinhalten. Die Umsetzung wird Zug um Zug mit Bereitstellung der hierfür erforderlichen Stellen in den künftigen Doppelhaushalten erfolgen. Neben der Verstärkung der Beratung und Förderung der Waldbesitzer wurden bereits weitere Maßnahmen begonnen oder schon umgesetzt. Beispielhaft seien hier die Steigerung der Attraktivität der waldbaulichen Förderung, die Forcierung der Initiative zur Strukturverbesserung im Privatwald (ISP) sowie der bayernweite Ausbau der Initiative Zukunftswald Bayern (IZW) und die Verstetigung der Bergwaldoffensive (BWO) aufgezählt.
7.b) Reichen die in der Waldbauoffensive vorgestellten Maßnahmen aufgrund der aktuellen Ereignisse, wie massiver Borkenkäferbefall oder durch Trockenheit absterbende Waldbestände noch aus, um unsere bayerischen Wälder zukunftfest zu machen?
7.c) Plant die Staatsregierung daher die bereits vorgestellte Waldumbauoffensive 2030 dahingehend nachzubessern, um auf die aktuellen Ereignisse zu reagieren?
Die in der Waldumbauoffensive 2030 vorgestellten Maßnahmen haben gerade jetzt, wo die Wälder durch Trockenheit und Schädlingsbefall stark beansprucht sind, eine noch größere Bedeutung. Die Nachfrage durch den Waldbesitz wird vermutlich steigen. Der Waldumbau ist Daueraufgabe für alle Beteiligten, um die Wälder zukunftsfähig zu machen und zu erhalten. Dabei wird regelmäßig geprüft, ob situationsangepasste Anpassungen not-wendig sind.
8.a) Welchen Stand haben hier die Entwicklung präventiver Krisenbewältigungsstrategien?
Die Bayerische Forstverwaltung hat im Jahr 2018 eine neue „Handlungsanweisung Sturm“ entwickelt und 2019 in Kraft gesetzt. In Abstimmung mit dem StMI wurden Grundlagen zur Erstellung von Waldbrandeinsatzkarten geschaffen und finalisiert. Ein Pilotprojekt wurde erfolgreich abgeschlossen, so dass nun in den Risikogebieten neue Karten erstellt werden können.
8.b) Welchen Stand hat der Ausbau der Forschung zu neu auftretenden Schäden (z. B. Asiatischer Laubholzbock, aktuelle Kiefernschäden) und Weiterentwicklung des Monitorings (insb. zum Borkenkäfer)?
Der Themenkomplex Waldschutz ist ein wichtiger Schwerpunkt der forstlichen Forschungsförderung des StMELF. Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) betreibt Monitoring und Forschung zu neuen Schädlingen sowie bekannten Schadorganismen. Dazu zählt auch das Borkenkäfer-Monitoring, das kontinuierlich weiterentwickelt wird. Die Forschungsprojekte liefern Erkenntnisse über aktuell auftretende neue Schadorganismen, über Möglichkeiten von Schädlingsprognosen und deren Weiterentwicklung sowie über Waldschutzmaßnahmen. Die Ergebnisse der Forschungsvorhaben werden der forstlichen Praxis entsprechend zur Verfügung gestellt. Derzeit stehen neben dem Borkenkäfer insbesondere das Eschentriebsterben, der Schwammspinner bei Eiche, die Ahorn-Rußrindenkrankheit und das Diplodia-Triebsterben bei Kiefer im Fokus der Forschungsaktivitäten. Der Themenbereich wird auch in Zukunft eine hohe Bedeutung innerhalb der forstlichen Ressortforschung haben.
8.c) Welchen Stand hat der Ausbau der Bildungs- und Informationsangebote für Erwachsene zu Wald und Waldumbau?
Die Fortbildung der bayerischen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sowie die Information der breiten Öffentlichkeit sind von großer Bedeutung. Sie sind daher im täglichen Geschäft der Bayerischen Forstverwaltung fest verankert, wie z. B. anhand der zahlreichen Veröffentlichungen der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), dem Bildungsprogramm Wald (BiWa) oder auch den Angeboten der Waldbauernschule und Walderlebniszentren zu erkennen ist.
Stetig entwickeln wir unsere Bildungs- und Informationsangebote weiter. Jüngste Verbesserungen konnten durch die Schaffung einer Fördermöglichkeit für Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse erzielt werden. Im Rahmen von „Waldbesitzer vermitteln Forstwirtschaft“ können Informationsveranstaltungen, die von Waldbesitzenden für die Öffentlichkeit durchgeführt werden, unter gewissen Voraussetzungen finanziell gefördert werden. Weiterhin wurde mit der Fördermöglichkeit von „Waldattraktionen“ ein attraktives Angebot geschaffen, um weitere Informationsangebote auf der Fläche zu etablieren.
(Beitragsbild: Katharina Schmid)