Grüne Fraktion fordert Waldschutz-Initiative

Abschussquoten bei der Jagd erhöhen – Forstreform zurückdrehen – Baustoff Holz nach vorne bringen

Gesunde Naturwälder – die Landtagsgrünen fordern einen besseren Schutz der bayerischen Wälder. (Foto: Katharina Schmid)

Zusammen mit Fraktionschef Ludwig Hartmann fordere ich als forstpolitischer Sprecher der Landtagsgrünen größte Anstrengungen von der Söder-Regierung, um Bayerns grüne Lunge zu regenerieren. Wir brauchen eine umfassende Waldschutz-Initiative und müssen den Fortbestand vorhandener sowie den Aufwuchs neuer Waldflächen zu einem Kernanliegen der Landespolitik machen. Wir setzen dabei auf eine 3-Wege-Strategie:

  • die Bewahrung vorhandener „Gesundwälder“ durch verminderten oder ganz ausgesetzten Wirtschaftseinschlag und Entfernung von Schädlingsbäumen,
  • eine massive Verstärkung der Jagdanstrengung zum Schutz von Jungbäumen und Unterstützung der natürlichen Waldverjüngung,
  • die Neuaufforstung von Mischwaldbeständen mit fünf und mehr Baumarten für robuste, zukunftssichere Wälder in Bayern.

Bayerns Bäume büßen jetzt die stoibersche Forstreform von 2005, die unsere Staatsforsten personell ausgedünnt, das Gewinnstreben im Wald nach vorne gestellt und die kostenlose Beratung von Privatwaldbesitzern sowie die kostenlose Bewirtschaftung der Kommunalwälder eingestellt hat. Seit 1993 wurden in der Forstverwaltung 3.082 Stellen Vollarbeitskräfte abgebaut, das sind 44 % der Beschäftigten. Und: Die Staatsforsten wurde von 580 Forstrevieren im Jahr 2005 auf 370 Forstreviere im Jahr 2018 geschrumpft. Wir fordern den kompletten Rollback dieser Reform und eine neue Aufgabenstellung für die Staatsforsten. Sie müssen als oberste Waldbewahrer die Bestände schützen und verjüngen und auch die Kommunalwälder wieder mitbetreuen. Das heiß, wir brauchen auch wieder mehr Staatsförster im Wald, deren Sachverstand auch für die Früherkennung neuer Schäden und Schädlinge unverzichtbar ist.

Angesichts von 47 Prozent „roter Gebiete“ mit zu hohen Verbissraten in Bayerns Wäldern fordern wir eine Neuaufstellung des bayerischen Jagdsystems. „Solange wir die Schalenwildbestände nicht nachhaltig senken, sind auch flächige Neuaufforstungen wie Markus Söders 30-Millionen-Bäume-Programm letztlich nur eine neue Form der Ganzjahresfütterung für Rehe“, so unser Fraktionschef. Es braucht effektiveres, auch revierübergreifendes Jagen (Drückjagden mit überjagenden Hunden), Jagd-Begehungsscheine für alle als Jäger ausgebildeten Privatwaldbesitzer, kürzere Pachtverträge für Bayerns Jagdreviere mit stringenten Abschussvorgaben und ein Verbot der Winterfütterung. Weniger Wild heißt automatisch mehr Wald. Die Natur lässt im unberührten Wald 50.000 Jungpflanzen pro Hektar sprießen. Bei Neuaufforstungen kommen wir auf der gleichen Fläche auf gerade 2.000 Pflanzen. Diesen natürlichen Krafthebel sollten wir unbedingt nutzen.

Ganz klar ist: Bei Neuaufforstungen haben die althergebrachte Fichten-Monokultur ausgedient. Wir haben auf Jahre hinaus ein Überangebot von Fichten-Schadholz auf dem Markt und damit keine Chance auf kostendeckende Preise. Die Fichten müssen dringend durch eine artenreiche Mischkultur ersetzt werden. Fünf oder sechs Baumsorten, die gleichzeitig gepflanzt werden, steigern die Chance, dass ein Teil dieser Pflanzen dem künftigen Heißklima trotzen kann. Die Fichte hat in großen Teilen Bayerns keine Zukunft mehr. Der Kampf gegen den Borkenkäfer und die Trockenheit ist vielerorts bereits verloren. Es gilt nun, die Verwertungsmöglichkeiten für die Über- und Restbestände zu verbessern. Wir sehen hierfür grundsätzlich zwei Möglichkeiten: mehr Blockheizkraftwerke mit Hackschnitzelverbrennung in staatlichen und kommunalen Gebäuden und eine bayernweite Imagekampagne für den Baustoff Holz. Holz ist ein hochwertiger, CO2-bindender, langlebiger und leicht zu verarbeitender Werkstoff. Er kann uns helfen, durch Aufstockung von städtischen Altbauten die Wohnungsnot in den Ballungsräumen zu lindern. Die Holzetage auf dem Dach ist baustatisch gut umsetzbar und kann zur künftigen Beletage für Neustädter werden.